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Das Kooperationsprojekt von Sat1 und Pro7 startete gestern und vorgestern und ich kann nicht nachvollziehen, wie sich tatsächlich mehr Zuschauer für Bohlens Supertalent entscheiden konnten. Die beiden Sender hatten sich für den Ableger von John de Mol’s The Voice das ehrenwerte Ziel gesetzt, wahren Gesangstalenten eine Chance zu geben und sie mit Respekt zu behandeln. Die prominent besetzte Jury mit Nena, Rea, Xavier Naidoo und The Boss Hoss bezeichnet sich als Coaches und sammelt in den ersten Shows Teams aus Kandidaten, für die sie sich allein aufgrund der Stimme entscheiden. Im Folgenden bereiten sie ihre Sänger auf die Auftritte vor und lassen sie gegeneinander antreten (im Privatfernsehen muss man so etwas selbstverständlich als „Battle“ bezeichnen).
Soweit so gut. Die Castingagentur hat großartige Vorarbeit geleistet und für jeden Zuschauergeschmack einen gesanglich wirklich begabten Kandidaten gefunden, von Boybandbubi über Rockröhre zu Daddy Cool. Dafür, dass es in dieser Show nur um die Stimme gehen soll, sehen die meisten der Sänger allerdings auffällig gut aus. Damit kann ich nun gut leben, was mich aber wahnsinnig stört, sind die grässlichen Homevideos und die mit dramatischer Musik hinterlegten Szenen hinter den Kulissen inklusive der völlig nichtssagenden Interviews und Kommentare. Absolute Zeitverschwendung. In dieser Hinsicht ist The Voice of Germany ein großer Schritt zurück nach Raab’s Castingshows von SSDSGPS zu Unser Star für Oslo, die auf solche kitschigen Momente weitgehend verzichtet hatten.
Trotzdem werde ich wohl noch das ein oder andere Mal einschalten, denn hörenswert sind die Beiträge allemal und der Jury – ach nein, den Coaches – hört man gerne zu. Ihre Fachkompetenz zweifle ich nicht an und ihr Interesse und Enthusiasmus sind sehr glaubwürdig. Für eine Castingshow ist The Voice of Germany also einigermaßen sehenswert.