Kennt ihr noch diese Freundebücher, in denen man immer nach seinem Lieblingsbuch gefragt wird? Früher habe ich diese Frage gehasst und es fällt mir noch immer schwer, mich auf nur ein Buch zu beschränken, da ich viel lese und sich mein Geschmack ständig verändert, aber Alice im Wunderland war oft unter meinen Antworten. Ich bin grundsätzlich fasziniert von etwas eigenwilligen, verrückten, witzigen Büchern wie auch Don Quijote oder Tristram Shandy. Die beiden habe ich nun auch schon mehrfach gelesen und ich finde sie absolut genial, bei jedem Lesen entdecke ich neue Facetten. Aber wenn ich mich für ein Buch entscheiden müsste, wenn ich mir dieses „Einsame Insel“-Scenario ausmale, würde ich mich letztenendes eher für Alice entscheiden. Mit dieser Geschichte bin ich einfach groß geworden, ich bin nicht nur intellektuell angesprochen sondern auch emotional mit diesem Buch verbunden.
Im Folgenden möchte ich euch das Buch näher vorstellen, zwar wird jeder etwas mit dem Titel anfangen können, aber viele halten es dank zahlreicher modifizierter Versionen für ein reines Kinderbuch und das möchte ich mit Nachdruck bestreiten. Zwar hat Lewis Carroll Alice’s Adventures in Wonderland als Kinderbuch konzipiert, aber ich denke, dass Erwachsene diesen Roman völlig anders lesen können und auch große Freude daran haben.


Lewis Carroll, eigentlich Charles Lutwidge Dodgson, wird mitunter, wahrscheinlich wegen seiner Nacktbilder von Kindern, Pädophilie nachgesagt. Das ist aber nicht erwiesen und man muss wissen, dass Nacktheit von Kindern im viktorianischen England eher als Ausdruck von Unschuld gesehen wurde. Nichtsdestotrotz ist anzunehmen, dass der Autor von Alice Lidell, einem kleinen Mädchen, auf dem die Figur Alice beruht, bezaubert war. Auf einem Bootsausflug dachte er sich für Alice und ihre Geschwister die Geschichte aus, die als Alice im Wunderland, im Original eigentlich Alice’s Adventures in Wonderland, berühmt wurde.
Dodgson war Mathematiker und der Roman ist voller Anspielungen auf die moderne Mathematik. Zum Beispiel verschwindet die Grinsekatze, ihr Grinsen bleibt jedoch zu sehen und Alice merkt an, dass sie bisher nur eine Katze ohne Grinsen, nie jedoch ein Grinsen ohne Katze gesehen hat. Hiermit spielt Dodgson auf das Prinzip der Abstraktion ab, Zahlen sind ja zum Beispiel nur relevant, wenn sie sich auf ein Objekt beziehen (2 Äpfel, 3 Birnen) nicht auf sich gestellt. Besonders der Nachfolgeroman Through the Looking Glass (den ich einfach mal zu Alice im Wunderland zähle) ist in dieser Hinsicht großartig, er ist wie ein Schachspiel aufgebaut, das man parallel verfolgen kann. Diese Spielereien richten sich denke ich weniger an Kinder, der erwachsene Leser wird in diesem Kinderbuch Spannendes entdecken können.
Richtig verlieben konnte ich mich in Alice erst, als ich diese traumhafte Ausgabe erstand:

Das Buch ist nicht nur wunderschön gebunden und aufgemacht, es enthält auch die Originalillustrationen von Tenniel (s.o.) und einen ausführlichen Kommentar von Martin Gardner, DEM Experten. Die Annotationen setzen sich zusammen aus geschichtlichen Informationen, biographischem Hintergrund aber auch interessanten Spekulationen. Die ULTIMATIVE Ausgabe!!!
Zum Schluss sollte ich vielleicht noch kurz den Zusammenhang zwischen diesem Superduperspitzenroman und meinem kleinen Blog bzw. meinem Nutzernamen erklären… Zunächst einmal bin ich Fan, ein Riesenfan. Dann sehe ich mich aber manchmal selbst als Alice im Konsumwunderland, in dem dieser Blog etwas Orientierung liefern soll. Denkt man als Konsument nicht oft genug „Curioser and curioser“???